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Baudoku Wartburgarena „O1“ – Das sind die Objekt- & Gebäudeplaner
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Die Stadt Eisenach berichtet in den kommenden Monaten kontinuierlich über das Großprojekt Wartburgarena „O1“.
Den Anfang machen die Objekt- & Gebäudeplaner.
Die Bedeutung des Projektes für die Stadt Eisenach und die Region hinsichtlich der Wiederbelebung des historischen Areals und der damit verbundenen Aufwertung der gesamten Innenstadt und dessen künftige Strahlkraft sind immens: „Der Neubau der multifunktionalen Handballhalle in Eisenach ist bedeutsam für unsere Stadt und die gesamte Region. Wenn sie einmal fertig ist, trägt sie zur Wiederbelebung des historischen Areals bei und wertet zugleich die gesamte Innenstadt auf. Dennoch wird der besondere Charakter dieses Standortes erhalten und weiterentwickelt, unter Berücksichtigung der traditionellen Automobilindustrie und der fortlaufenden Transformation. Die Wartburgarena wird nicht nur Erstligatauglich sein, sondern auch multifunktional genutzt werden können und fügt sich städtebaulich in das Ensemble ein. Dadurch wird sie zu einem wichtigen Ort für verschiedene Veranstaltungen und macht unsere Stadt mit ihrem besonderen Charme noch attraktiver.
Die Entwicklung und Umsetzung erfolgt auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, um eine langfristige und umweltfreundliche Nutzung zu gewährleisten“, so Oberbürgermeisterin Katja Wolf über die Wartburgarena. „Hinzu kommt der Erhalt der Fassade des alten AWE-Industriegebäudes und der städtebaulichen Struktur im Sinne des Denkmalschutzes“, fügt Bürgermeister Christoph Ihling hinzu. Eine Herkulesaufgabe, an deren Realisierung neben der Stadt als Bauherrin das Büro ASSMANN BERATEN + PLANEN – verantwortlich für Projektbegleitung und Koordinierung der Abläufe – noch weitere Planungsbüros beteiligt sind. Dazu gehört die ARGE Architektur Concept Pfaffhausen + Staudte und Sauerbier Wagner Giesler, die sich für das Gebäude verantwortlich zeichnet.
Aufgrund seiner Erfahrung mit Projekten in vergleichbarer Größe zur Wartburgarena wurde das Büro Architektur Concept Pfaffhausen + Staudte GbR (ARC) im Jahr 2023 durch das Eisenacher Büro Sauerbier Wagner Giesler Architekt und Ingenieure PartGmbB (SWG) angefragt, für das Projekt „Wartburgarena“ eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) zu bilden. Die ARGE vereint Fachkompetenz zum Thema Sport- und Veranstaltungsbau sowie Bauvorhaben in dieser Größe mit dem Wissen um die besondere Atmosphäre dieses Ortes und der zugehörigen Sachkenntnis.
Im Zuge des Vergabeverfahrens wurde die ARGE im August 2023 mit der Arbeit am Projekt beauftragt. Dabei werden die Aufgaben für Entwurfsplanung, Ausführungsplanung, Ausschreibung und Bauleitung bestmöglich auf die ARGE-Partner aufgeteilt.
Sauerbier Wagner Giesler Architekt und Ingenieure
Das Planungsbüro ist seit Jahren mit dem Standort der zu planenden Halle und speziell mit dem historischen Gebäude „O1“ beschäftigt. Bei der im Jahr 2016 durchgeführten Standortdiskussion um eine erstbundesligataugliche Handballhalle für Eisenach hatte es sich bereits mit dem Areal am Heinrich-Ehrhardt-Platz (die Brachfläche vor dem „O1“) befasst. Es folgte die Prüfung, wie groß eine Wettkampfhalle mit 4000 Zuschauerplätzen sein müsste und auf dem begrenzten Gelände Platz finden könnte. Nachdem die Größe definiert sowie die Grundriss- und Lagepläne erstellt waren, wurde das denkmalgeschützte leer stehende Industriegebäude in die Überlegungen einbezogen. „Da haben wir festgestellt, dort passt die Sporthalle vollständig hinein“, so Architekt Toni Brandau und weiter: „So fragten wir uns: Was wäre, wenn man die Sporthalle in das bestehende Gebäude hineinbauen würde? Schon war die Idee einer Halle im O1 geboren.“
Das Konzept umfasst, das Gebäude bis auf die zu sanierenden und denkmalpflegerisch zu behandelnden Bestandsfassaden und die jeweils erste Achse zurückzubauen. In diesem verbliebenen Bestand wird ein eigenständiger Neubau als Sport- und Veranstaltungshalle sozusagen „hineingestellt“. Das äußere Erscheinungsbild bleibt dabei weitestgehend erhalten.
Die Idee, die benötigte neue Schulsport-, Vereins- und Wettkampf-Sporthalle mit multifunktionaler Nutzung in das Fabrikgebäude zu integrieren, wurde von der Stadt Eisenach sehr positiv aufgenommen. Sie stößt auch auf große Befürwortung und Zustimmung bei den Eisenacher Bürgerinnen und Bürgern, die das Gebäude noch in seiner Nutzung kennen.
„Das leer stehende Industriedenkmal „O1“ ehemals Stammwerk der BMW-Automobilproduktion auf dem Gelände des AWE im Zentrum Eisenachs scheint in besonderer Weise für den Standort der neuen Halle geeignet“, findet Toni Brandau und fügt hinzu: „Das Industriedenkmal mit seiner evidenten Gebäudestruktur ist identitätsstiftend für die Stadt und ein Monument der Anfänge deutscher Automobilindustrie. Darüber hinaus birgt es ein großartiges Potenzial zur Aktivierung eines wieder zu entdeckenden Gebietes in der Stadt. Die für Eisenach dringend benötigte Sport- und Veranstaltungshalle innerhalb des historischen Gebäudes bietet nun die Gelegenheit, die Industriebrache wieder mit Leben zu füllen.“
Architektur Concept Pfaffhausen + Staudte
Das Büro mit Sitz in Zwickau beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Planung von Sportbauten im In- und Ausland. Es wurde 1992 von Guido Pfaffhausen und Sylvia Staudte gegründet und beschäftigt Architekten, Landschaftsarchitekten, Bauingenieure und Mitarbeiter für CAD (computer aided design = computergestütztes Design) und Büroorganisation.
Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit entwickelte sich die Planung von Stadien, Arenen, Veranstaltungshallen, Sportbauten und Sportanlagen sowie Schulen, die Gestaltung von Stadtraum und repräsentativen Freianlagen.
So gehört der Neubau der BUDERUS ARENA – einer Multifunktionshalle für Sport, Tagungen, Konzerte und die Kollegen des ThSV Eisenach aus der 1. Bundesliga Handball der HSG – in Wetzlar zu deren Referenzen. Derzeit realisiert das Büro Architektur Concept Pfaffhausen + Staudte eine Fußballarena in Wien. Ebenfalls ein Projekt war der Neubau der Castelforte Trier Arena. Diese hat etwa das gleiche Fassungsvermögen wie die geplante Wartburgarena. Bürgermeister Christoph Ihling, Toni Brandau von der SWG und die ThSV-Marketing hatten kürzlich die Gelegenheit, sich die Halle in Trier anzusehen und auch mit den Verantwortlichen zu sprechen um so eine Vorstellung zu erhalten, was in Eisenach möglich ist.
Die Büroinhaber Guido Pfaffhausen und Sylvia Staudte und deren Mitarbeiter haben sich zum Ziel gesetzt, Architekturprojekte zu realisieren, welche sich ganzheitlich in den Lebensraum integrieren. „Der ständige Austausch zwischen unseren Fachbereichen Hochbau, Landschaftsarchitektur und Städteplanung ist dabei nicht nur gewünscht, sondern gewollt. Denn erst das enge Miteinander und der ständige Blick über den Tellerrand ermöglichen unterschiedliche Sichtweisen auf ein Vorhaben. Diese Sichtweisen tragen vielmals zur Optimierung unserer Projekte bei“, so Pfaffhausen und Staudte.
Hintergrund
Die Stadt Eisenach benötigt Sportstätten für den Schul-, Wettkampf- und Vereinssport. Die größte Sporthalle, die Werner-Aßmann-Halle, entspricht nicht den Anforderungen der 1. Handballbundesliga (derzeit gibt es eine befristete Sondergenehmigung durch die HBL). Unter anderem deshalb plant die Stadt Eisenach seit Jahren den Neubau einer entsprechenden Halle. Vorgesehen für den Neubau ist ein Areal am Heinrich-Erhardt-Platz. Das hier stehende Industriedenkmal „O1“ – ehemals Stammwerk der BMW-Automobilproduktion – ist seit mehr als 20 Jahren ohne Nutzung. Geplant ist, den Neubau in der denkmalgeschützten Gebäudehülle zu errichten. Durch besondere Anforderungen an Energieeffizienz und Architektur erhält das Projekt Modellcharakter. Sowohl Planung als auch Realisierung sind daher aufwendiger als bei vergleichbaren Projekten. Aktuell geht die Stadtverwaltung Eisenach davon aus, dass eine Nutzung der Halle ab Dezember 2026 möglich sein wird.
Für die Finanzierung des Projektes wurden der Stadt bereits in Aussicht gestellt: Allein 12,8 Millionen Euro gibt der Bund. Der Freistaat Thüringen hat neun Millionen Euro über die Schuldendiensthilfe zugesagt. Zusätzlich sollen 4,84 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln, weitere 1,25 Millionen Euro aus der Sportstättenförderung sowie Fördergelder aus Mitteln des Denkmalschutzes in Höhe von 150.000 Euro in die Umsetzung fließen. Zudem beantragte die Stadt 5,9 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für die geplante Wartburgarena. Hinzu kommen die möglichen Fördermittel der BEG in Höhe von 1.800.000 Euro. Mehr dazu hier.
Die voraussichtlichen Gesamtkosten belaufen sich auf 42,5 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt beträgt dabei rund 6,6 Millionen Euro.
Im März 2023 wurde die Federführung des Projekts auf Beschluss des Stadtrats von der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) Eisenach mbH zurück in die Stadtverwaltung geholt. Ein zweiter Beschluss war Voraussetzung für die Einleitung des Vergabeverfahrens für den Neubau der Sportarena im Industriedenkmal „O1“ und beinhaltete das Planerauswahlverfahren. Mit diesem konnten die erforderlichen europaweiten Ausschreibungen – und anschließenden Vergaben – inklusive der erforderlichen Fachplanungen und Projektsteuerungsleistungen erfolgen.
Bildrechte: Stadt Eisenach
Motiv 1: Von links: Architekten Toni Brandau (SWG), Gert Surber (ARC), Michael Wagner (SWG) und Guido Pfaffhausen (ARC). © Stadt Eisenach/Claus Zuschlag
Motiv 2-4: Visualisierungen © ARGE Architektur Concept Pfaffhausen + Staudte und Sauerbier Wagner Giesler Ingenieure